Neuer Tiefpunkt: Zahl der Zugausfälle in NRW setzt neuen Rekord

Die Zuverlässigkeit der Regionalzüge und S-Bahnen in NRW hat im Jahr 2023 einen neuen Tiefpunkt erreicht: Jeder siebte Zug fiel aus!
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Ein Regionalexpress der DB Regio fährt über die Gleisen (Symbolbild). Foto: Robert Michael/dpa
Ein Regionalexpress der DB Regio fährt über die Gleisen (Symbolbild). Foto: Robert Michael/dpa
Die Zuverlässigkeit der Regionalzüge und S-Bahnen in Nordrhein-Westfalen hat im letzten Jahr einen neuen Tiefpunkt erreicht. Laut dem Qualitätsbericht für den Schienenverkehr in NRW fiel etwa jeder siebte Zug im Jahr 2023 komplett aus. Besonders auffällig war die Zunahme kurzfristiger Zugausfälle, hauptsächlich bedingt durch Personalmangel. Auch die Pünktlichkeit bleibt problematisch: Rund 22 Prozent der Züge, die fuhren, erreichten ihr Ziel mit erheblicher Verspätung.

Der jährliche Qualitätsbericht wird vom Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan NRW veröffentlicht, einer Zusammenarbeit der Landesregierung und der Verkehrsverbünde. Die „Rheinische Post“ berichtete zuerst darüber.

Die Zuverlässigkeit der Regionalzüge und S-Bahnen in Nordrhein-Westfalen hat im letzten Jahr einen neuen Tiefpunkt erreicht. Laut dem Qualitätsbericht für den Schienenverkehr in NRW fiel etwa jeder siebte Zug im Jahr 2023 komplett aus. Besonders auffällig war die Zunahme kurzfristiger Zugausfälle, hauptsächlich bedingt durch Personalmangel. Auch die Pünktlichkeit bleibt problematisch: Rund 22 Prozent der Züge, die fuhren, erreichten ihr Ziel mit erheblicher Verspätung.

„Bei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit ist deutlich Luft nach oben“, erklärte Joachim Künzel, Geschäftsführer des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe. Es gäbe zwar gute Initiativen, um beispielsweise mehr Bewerber für die vielen offenen Lokführerstellen zu finden oder die marode Infrastruktur zu verbessern. Es werde jedoch „einen längeren Atem benötigen, bis flächendeckend und nachhaltig Qualitätssprünge eintreten werden“, betonte Künzel.

Kurzfristige Zugausfälle stark gestiegen

Das größte Problem der Branche sind die zahlreichen Zugausfälle. Etwa 14 Prozent aller geplanten Zugfahrten fielen im vergangenen Jahr komplett aus, ein Anstieg um ein Drittel im Vergleich zu 2022, wo der Wert bereits hoch war. Ein Großteil dieser Ausfälle war geplant und wurde den Reisenden im Voraus mitgeteilt, etwa wegen Streckensperrungen durch Bauarbeiten.

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Besonders ärgerlich für die Reisenden sind jedoch die ungeplanten Ausfälle: Sechs Prozent aller Zugfahrten fielen kurzfristig aus. Hauptgrund war der Personalmangel. Besonders Lokführer fehlen, aber auch in der Disposition und in den Werkstätten mangelt es an Fachkräften.

„Krankmeldungen sind nicht mehr aufzufangen und schadhafte Züge können oftmals erst mit zeitlichem Verzug repariert werden. Die Folge: Zugausfälle und Verspätungen auf vielen Linien, der Regelfahrplan ist zum Teil nicht mehr fahrbar, Bahnfahren wird unzuverlässig“, analysiert der Bericht.

Allerdings zeigen die intensiven Bemühungen der Bahnunternehmen um neues Personal Erfolge: Mittlerweile können alle Ausbildungsplätze mit qualifizierten Bewerbern besetzt werden, und auch Quereinsteiger werden vermehrt als Lokführer gewonnen. Die Landesregierung stellte zuletzt sechs Millionen Euro für Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel bei der Bahn bereit.

Pünktlichkeit ebenfalls weiterhin problematisch

Ein weiteres Thema ist die Pünktlichkeit der Züge, die sich „auf recht niedrigem Niveau“ stabilisiert hat. 78,1 Prozent der Züge erreichten ihr Ziel mit höchstens vier Minuten Verspätung – eine minimale Verbesserung im Vergleich zu 2022.

Besonders problematisch ist die Situation bei Regionalexpress-Zügen: Aufgrund vieler störungsanfälliger Knotenpunkte in Ballungsräumen kamen nur 72,0 Prozent der RE-Züge pünktlich ans Ziel.

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Nachhaltige Verbesserungen sind in diesem Bereich erst zu erwarten, wenn in einigen Jahren umfangreiche Bauarbeiten am teils maroden Schienennetz in Nordrhein-Westfalen abgeschlossen sind. Bis dahin wird die hohe Anzahl an Baustellen eher negativ auf die Zuverlässigkeit der Züge wirken, stellt der Bericht klar.

Der Bahnverkehr in NRW verbindet auf 101 Linien insgesamt 775 Bahnhöfe. Das größte Verkehrsunternehmen im Schienen-Regionalverkehr in NRW bleibt die Deutsche Bahn mit einem Marktanteil von 52,0 Prozent, gefolgt von National Express (17,1 Prozent), Eurobahn (13,5 Prozent) und Transdev (7,6 Prozent).

mit dpa