Schnitzel-Schock in Köln: Höhere Preise, kleinere Portionen – so kämpfen Wirte gegen die Mehrwertsteuer-Erhöhung

Gastronomen müssen 2024 wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer auf im Haus verzehrte Speisen zahlen. So teuer wird das Schnitzel in Köln.
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Ein knuspriges Schnitzel wird bald zum Luxusgut. Foto: Christian Bruna/epa/dpa
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Ein knuspriges Schnitzel wird bald zum Luxusgut. Foto: Christian Bruna/epa/dpa

Erst kam Corona, dann die Energiekrise und mit ihr die Inflation: Unternehmen haben es in diesen Tagen nicht leicht – allen voran Gastronomen treffen die wirtschaftlichen Veränderungen gefühlt von allen Seiten. Und so schlagen auch die Kölner Wirte Alarm! Bald sollen wider Erwarten 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen im Restaurant eingeführt werden.

Zur Erinnerung: Während der Pandemie mussten Gastronomen nur sieben Prozent auf im Haus verzehrte Speisen bezahlen. Der Bund wollte die Wirte damit entlasten. Bundeskanzler Olaf Scholz versprach vor seiner Wahl, die Regelung auch nach der Pandemie beizubehalten. Schließlich kämpfen viele Restaurantbetreiber noch immer mit den Folgen der Corona-Zeit und auch mit den neuen Problemen. Jetzt will der SPD-Mann offenbar nichts mehr davon wissen. Die 19-Prozent-Regelung soll bereits im Januar 2024 zurückkehren. Der Verband Dehoga rechnet allein in NRW mit 2000 Lokal-Schließungen.

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So wehren sich jetzt Kölner Wirte gegen die 19-Prozent-Mehrwertsteuer

Kölner Wirte sind außer sich, setzten schon mehrere Brandbriefe an die Bundesregierung auf – bislang ohne Erfolg. Jetzt pocht die Branche auf einen Kompromiss, wie Till Riekenbrauk vom Brauhaus Johann Schäfer in der Südstadt im Gespräch mit Tonight News erklärt: „Wir haben vorgeschlagen, eine 10-Prozent-Regelung für alle einzuführen.“ Mit „alle“ wären dann auch Lieferdienste gemeint, die weiterhin nur sieben Prozent Mehrwertsteuer zahlen müssten. Das geht den Kölner Gastronomen der IG Gastro nämlich gewaltig gegen den Strich: „Wir sorgen dafür, dass das soziale Leben erhalten bleibt, dass Stammtische und Austausch in unseren Häusern stattfinden können“, so Martin Schlüter vom Reissdorf am Hahnentor mitten in der Kölner City.

So teuer wird das Schnitzel 2024 in Köln

Während Till Riekenbrauk vom Brauhaus Johann Schäfer alle Preise für seine Speisen im kommenden Jahr um 12 Prozent anhebt, hat Schlüter zumindest für sein beliebtes Schnitzel mit Pommes oder Bratkartoffeln und Salatbeilage einen anderen Plan. Der 50-Jährige zu Tonight News: „Ich werde den Preis um sieben oder acht Prozent anheben – und die Portion etwas verkleinern.“

In der Theorie sehe das etwa so aus: Aktuell zahlen seine Gäste 17,80 Euro für das knusprige Wiener Schnitzel mit Beilagen. Bald soll es dann etwa 18,90 Euro kosten. Statt 160 Gramm kommen dann aber nur noch 140 Gramm Fleisch auf den Teller. Für Martin Schlüter immer noch mehr als genug: „Das Schnitzel ist momentan eh viel zu groß. Dann wird immer noch jeder satt werden. Ich bin selbst ein stattlicher, hungriger Mann und kann das beurteilen“, schmunzelt der Wirt.

Bei der Gulaschsuppe wolle der Wirt nach dem gleichen Prinzip verfahren. Andere Gerichte müsse auch er mitunter um 12 Prozent im Preis anheben.

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Auch das Mittagessen wird 2024 teurer

Till Riekenbrauk will seine Portionen bislang nicht verkleinern, dafür aber alle Preise um 12 Prozent anheben. Doch damit sei es nicht getan. Die Preiserhöhung bereitet dem Brauhaus-Betreiber aktuell große Sorgen: „Meine handgemachten Bio-Pommes kosten aktuell schon 6 Euro, weil das Fett so teuer geworden ist. Bald muss ich dann 7 Euro verlangen. Da wird sich der ein oder andere fragen, ob sich das noch lohnt.“ Außerdem kostet sein Schnitzel im Lunch-Angebot jetzt bereits 13,90 Euro. 2024 wird dieser Mittags-Deal dann auf 15,90 Euro angehoben. Riekenbrauk: „Früher hatten wir mittags eine Schallmauer von maximal 10 Euro. Mehr wollen die meisten in der Mittagspause doch nicht für ein Essen ausgeben. Bald sind wir dann bei über 15 Euro, weil es sich anders nicht rentiert.“

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Auch diese Kosten belasten die Gastronomen

Neben der Mehrwertsteuer, die bald erhöht wird, schlagen bei den Gastronomen auch die Kosten für die Einkäufe aufgrund der Lastwagenmaut ins Gewicht. Till Riekenbrauk: „Wie du es machst, wird es teuer. Kaufst du von weiter her ein, zahlst du für die Maut, kaufst du regional ein, ist es in der Regel auch teurer.“ Kleiner Trost: Die Getränkepreise werden sich nicht verändern. Riekenbrauk: „Da zahlen wir ja jetzt schon 19 Prozent Mehrwertsteuern drauf.“