Auf der Gamescom werben bereits seit längerer Zeit deutsche Behörden für sich – ob Bundeswehr, Polizei oder Finanzämter, sie alle suchen Nachwuchs. Inzwischen ist dort auch ein Dienst präsent, der sonst die Öffentlichkeit scheut.
Gamescom 2024 in Köln
An diese Aussicht sind Gamer seit Jahren gewöhnt: Die berühmten Rolltreppen führen die Zocker direkt zum großen Messe-Boulevard. Foto: IMAGO / Xinhua
Gamescom 2024 in Köln
An diese Aussicht sind Gamer seit Jahren gewöhnt: Die berühmten Rolltreppen führen die Zocker direkt zum großen Messe-Boulevard. Foto: IMAGO / Xinhua

Einmal selbst als Spion unterwegs sein? Dass muss kein Stoff aus fiktiven Videospielen wie Splinter Cell oder Perfect Dark sein: Deutschlands Auslandsgeheimdienst BND wirbt bei der Computerspiele-Messe Gamescom mit einem großen Stand um Personal.

„Es gibt eine Schnittmenge zwischen den Besuchern der Gamescom und den Personen, die wir gern als Nachwuchs in unseren eigenen Reihen hätten“, sagt Pressesprecherin Julia Linner der dpa. Man suche händeringend nach neuen Kräften. „Der Fachkräftemangel macht auch vor dem BND nicht halt.“

Die Geheimdienst-Mitarbeiter tragen auf der Gamescom im Gegensatz zu den meisten anderen Messebesuchern keine Namensschilder. Die Bundesbehörde zählt circa 6500 Beschäftigte – von ihnen sind 4000 in Berlin, 1000 in Pullach bei München und 1500 im Ausland oder anderswo in Deutschland. Beim Gamescom-Stand seien BND-Kollegen vor Ort, die „sehr praxisnah aus dem Arbeitsalltag berichten“, wie es Behördensprecherin Linner formuliert.

BND sucht auf der Gamescom nach IT-Experten

Interessierte können an Computern spielerisch Aufgaben lösen – so müssen sie etwa Datensätze finden, die auf einen fiktiven Terroranschlag hinweisen. Diese Aufgabe macht deutlich, worum es dem BND vor allem geht: um Computerexperten, die sich auskennen im World Wide Web und in der Programmierwelt.

Nach Darstellung von Pressesprecherin Linner bietet sich der BND für Gamer durchaus an, da es in der Spielewelt und in der Behörde gewisse Ähnlichkeiten gebe. „Unsere Mitarbeitenden sind computer- und technikaffin, sie begeben sich auf Missionen, schlüpfen in Rollen und nehmen verschiedene Identitäten an, um Informationen zu gewinnen – ähnlich wie Charaktere in Videospielen.“

„Pssst, nicht so laut“: Hier findet ihr den BND auf der Gamescom!

Aber ist es nicht ein Widerspruch, dass Spione öffentlich auftreten und sichtbar für alle für sich werben? „Das ist eine Maßnahme, die man mittlerweile ergreifen muss“, sagt Linner.

Der BND-Stand ist bei der Gamescom etwas abseits des üblichen Trubels in einer Halle, in der sich auch andere Arbeitgeber dem Messepublikum präsentieren. Direkt neben dem BND ist die Bundeswehr positioniert, gegenüber der Rüstungskonzern Rheinmetall und eine Vertretung des Bundestags. Sie alle wollen das Interesse der Vorbeigehenden gewinnen.

Operateurin AJ auf der Gamescom live vor Ort

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Der BND legt sich dabei besonders ins Zeug und schickt bei dem Kölner Event eine Cosplayerin ins Rennen, um die Gunst des Messepublikums zu gewinnen: Eine Frau ist als eine Art Wüstenkriegerin verkleidet – mit einem Schild auf dem Rücken, das den Schutz der Demokratie symbolisieren soll. Sie verteilt Visitenkarten, auf denen sie sich als „Operateurin AJ“ vorstellt. Was AJ heißt, bleibt geheim.

Der Karte zufolge hat AJ ihre Stärke in der Kategorie Tarnung, hier hat sie drei von drei Punkten. In der Kategorie Anführerin sind es zwei von drei Punkten und im Small Talk ist es nur einer von drei. Plaudertaschen sind beim BND nicht gefragt.

Der BND war bereits 2023 auf der Gamescom, damals aber nur mit einem kleinen Stand. Auf Karriere- und IT-Messen ist der Geheimdienst schon länger präsent.

mit Material der dpa