Mal auf einem Drachen reiten, das wäre was. Dank eines VR-Ausflugs in die "World of Warcraft" ist dies nun möglich – und Ministerpräsident Hendrik Wüst hatte zur Eröffnung der Gamescom in Köln das Vergnügen. Doch es gibt einen Haken.
Computer- und Videospielmesse Gamescom
Schön zu sehen: Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, ist beim virtuellen Drachenflug auf der Gamescom sichtbar begeistert. Foto: Oliver Berg/dpa
Computer- und Videospielmesse Gamescom
Schön zu sehen: Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, ist beim virtuellen Drachenflug auf der Gamescom sichtbar begeistert. Foto: Oliver Berg/dpa

Hendrik Wüst übt sich als Drachenreiter: Dieser wilde VR-Ritt hat es Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident am ersten Gamescom-Tag am Mittwoch besonders angetan. Bei der Kölner Computerspiele-Messe erprobte der CDU-Politiker eine neue Technologie namens „Merged Reality“ (zu Deutsch: verschmolzene Realität). Er saß dabei auf einem speziellen Hightech-Sitz, hielt sich an einer Art Lenker fest und trug eine Virtual-Reality-Brille.

Vor seinen Augen tat sich dann eine Fantasy-Welt aus dem „World of Warcraft“-Universum auf, in der er auf einem Drachen saß und diesen fliegen musste. Der Sitz bewegte sich, er ruckelte und kippte etwas zur Seite – Wüst musste reagieren und den Drachen lenken. Ein Ventilator simulierte den Wind, den man beim Flug spürt. „Unglaublich“, sagte Wüst danach sichtlich begeistert über seine „Flucht aus Dalaran“, so der Name des Spiels. „Das ist ein sehr unmittelbares Erlebnis, das macht Spaß.“

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Er könne sich gut vorstellen, warum die Menschen mit solchen Games viel Zeit verbringen. „In meinem Wohnzimmer ist für so ein Ding leider kein Platz – aber ich verstehe, warum die Leute das cool finden.“ Bei Games gehe es um sehr viel Spaß, aber nicht nur, sagt Wüst. „Es ist inzwischen eine echte Kunstform geworden mit Grafiken, Musik und Geschichten, die immer komplexer und inspirierender werden.“

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Kein Spiel für daheim: Preis für „Flucht aus Dalaran“ astronomisch hoch

Neben dem Platz-Aspekt dürfte ein zweiter Grund dagegen sprechen, dass der CDU-Politiker sich irgendwann mal so ein Technik-Ungetüm zulegt und daheim zu weiteren visuellen Drachenritten aufbricht. Denn: Das Gerät ist teuer. Der Innovationschef des US-Herstellers Apex Reality, Bill Wadsworth, sagt, dass so ein Gerät etwa 400.000 US-Dollar (359.000 Euro) kostet.

„Es geht um ‚Merged Reality‘, also eine virtuelle Realität mit körperlichem Empfinden“, sagt Wadsworth. „Wir haben eine sechsachsige Bewegungssteuerung und wir haben Schwingungswandler, die Schallimpulse simulieren, ohne dabei Geräusche zu machen.“

Hinzu komme noch ein Ventilator, der je nach simuliertem Flugtempo mehr oder weniger Wind erzeuge. Außerdem gibt es noch weiteres Hightech, das das Erlebnis so realitätsnah wie möglich machen soll, inklusive gestochen scharfer Bilder und eines „monströsen Supercomputers“, wie Wadsworth es nennt.

Politische Ehrengäste eröffneten Gamescom am Mittwoch

Im Rahmen der Politischen Eröffnung am Mittwochnachmittag fiel im Beisein zahlreicher politischer Ehrengäste der Startschuss für das weltgrößte Games-Event. Neben Hendrik Wüst vor Ort: Robert Habeck, Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, sowie Henriette Reker, Oberbürgermeisterin der Stadt Köln und Vorsitzende des Aufsichtsrats der Koelnmesse. Sie begrüßten in ihren Reden die Vertreter der Games-Branche und wiesen mehrfach auf die große Strahlkraft der Gamescom für den Games-Standort Deutschland hin.

Dass es bei der Förderung deutscher Studios auch Probleme gibt, blieb dabei größtenteils unerwähnt. Dabei startet die Gamescom mit über 1.400 Ausstellern in diesem Jahr mit einem neuen Rekord.

Am Donnerstagvormittag will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei einem Rundgang über die gamescom sich über die aktuellen Trends der Branche informieren und mit Games-Unternehmen über die aktuellen Standortbedingungen austauschen.

Die Politische Eröffnung der Gamescom 2024 könnt ihr euch via Twitch nochmal als Video-on-Demand ansehen.

Das sagen Habeck, Wüst und Co. zur Gamescom 2024 in Köln

Robert Habeck, Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz: „Games sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor mit hoher Innovationskraft und Kreativität. Das Bundeswirtschaftsministerium engagiert sich daher weiterhin stark für die deutsche Games-Branche. Mit einer neuen Förderrichtlinie werden wir die Entwicklerinnen und Entwickler in Deutschland noch zielgenauer unterstützen und damit den Produktionsstandort Deutschland für die Games-Branche stärken.“

Hendrik Wüst, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen: „Nordrhein-Westfalen ist starke Heimat der Spielebranche und Gamesland Nummer 1. Videospiele sichern zahlreiche Arbeitsplätze in einer florierenden Branche und bieten Millionen von Menschen Unterhaltung. Und: Sie fördern Kreativität und logisches Denken, bringen Menschen über Ländergrenzen hinweg zusammen und setzen zum Beispiel mit Lehr- und Lernanwendungen auch in Schule, Medizin oder beim Sprachenlernen wichtige Akzente.“

Zudem nimmt Wüst die Bundesregierung ins Visier: „Die Landesregierung unterstützt die Gamesunternehmen im Land auch in diesem Jahr mit bis zu 3,5 Millionen Euro. Auch die Bundesregierung muss endlich nachziehen und eine zuverlässige Förderung gewährleisten.“

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Felix Falk, Geschäftsführer des game – Verband der deutschen Games-Branche, dem Mitveranstalter der Gamescom: „Die Gamescom macht in diesem Jahr einmal mehr die Kraft und das Potenzial der Games-Branche überaus deutlich. Das wird von den politischen Gästen aller Parteien hoch anerkannt und doch braucht es seitens der Bundesregierung größere Schritte und mehr Geschwindigkeit, um die notwendigen Maßnahmen auch wirklich einzuleiten und umzusetzen. Nur mit verlässlichen, international vergleichbaren und wettbewerbsfähigen Bedingungen für Games-Unternehmen haben wir eine echte Chance auf dem weltweiten Games-Markt.“

Henriette Reker, Oberbürgermeisterin der Stadt Köln und Vorsitzende des Aufsichtsrats der Koelnmesse: „Die Stadt Köln hat sich als wichtiger Standort der Games-Branche und als festes Zuhause der Gamescom etabliert. Mit über 1600 Fachkräften, die hier in der Games-Industrie tätig sind, und einem starken Netzwerk aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Bildungsträgern, schaffen wir ideale Bedingungen für Innovation und Wachstum. Dabei verbindet Gaming Menschen aus der ganzen Welt. Diese besondere Verbindung und Atmosphäre spüren wir während der Gamescom in der ganzen Stadt.“

Gamescom 2024 in Köln

Dieses Selfie muss sein: NRW Ministerpräsident Hendrik Wüst posiert zusammen mit einem Indiana Jones Darsteller auf der Gamescom in Köln. Foto: IMAGO / Bonn.digital

Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse: „Das größte Games-Event der Welt ist weiter auf Wachstumskurs. Mit über 1400 Ausstellern aus 64 Ländern verzeichnen wir ein Plus von rund 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr und stellen damit einen neuen Rekord auf. Besonders freuen wir uns über die weiter gestiegene Internationalität, mit 48 Länderpavillons aus 37 Ländern. Mein besonderer Dank gilt den Partnern der Gamescom und unserem Mitveranstalter game, dem Verband der deutschen Games-Branche, die maßgeblich zu diesem Wachstum beigetragen haben.“