Opernhaus-Neubau am Wehrhahn: Stadt entscheidet sich gegen Abriss am Hofgarten

Die Pläne für ein "Opernhaus der Zukunft" in Düsseldorf stießen auf auf viel Kritik. Neben den Bedenken zum Projekt selbst, warfen die hohen Kosten von 75 Millionen Euro für eine Ausweichspielstätte während der Bauzeit weitere Fragen auf. Die Stadt scheint jetzt eine Lösung gefunden zu haben.
Deutsche Oper am Rhein
Die Deutsche Oper am Rhein. Die Stadt soll ein neues Opernhaus bekommen. Foto: Maja Hitij/dpa
Deutsche Oper am Rhein
Die Deutsche Oper am Rhein. Die Stadt soll ein neues Opernhaus bekommen. Foto: Maja Hitij/dpa

Die Zukunft der Deutschen Oper am Rhein nimmt Gestalt an: Statt einer 75 Millionen Euro teuren Ausweichspielstätte und einem Abriss der Oper am Hofgarten, kommt nun doch alles etwas anders. Ein Neubau entsteht am Wehrhahn, für den bestehenden Standort wird sogar über eine Erweiterung nachgedacht.

Gegen den Abriss am Hofgarten, für den Neubau am Wehrhahn

„Wir haben eine einmalige Chance erkannt und nach wochenlangen Verhandlungen den Erwerb des Grundstücks Am Wehrhahn/Oststraße aushandeln können“, so Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller in einer Pressekonferenz am Montag, dem 24. Juni 2024. „Bereits das Ideenwettbewerbsverfahren im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass es sowohl für den Standort an der Heinrich-Heine-Allee als auch für den Standort Am Wehrhahn/Oststraße hochattraktive architektonische Raumnutzungsvarianten gibt. Damals hätten wir uns auf eine gemeinsame Entwicklung mit der SIGNA verständigen müssen, was wir abgelehnt haben. Erst jetzt, nachdem wir das Grundstück in Eigentum der Stadt überführen können, ist eine Realisierung in Eigenregie möglich.“

Gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter, Prof. Dr. Torsten Martini der Wirtschaftskanzlei GÖRG, ist es gelungen, in extrem kurzer Zeit die Verträge auszuhandeln. Eine entsprechende Vorlage wird die kommende Ratssitzung am Donnerstag, 27. Juni, erreichen. „Die Entwicklung des Standortes Heinrich-Heine-Allee war eine Herzensangelegenheit, die Vorteile beim Standort Am Wehrhahn/Oststraße überwiegen nach heutiger Betrachtung jedoch deutlich. So bleibt das Gartendenkmal Hofgarten unangetastet, wir können sogar über eine Erweiterung nachdenken. Zudem müssen wir kein teures Interim errichten“, so Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller.

Bei der Planung für die Realisierung des Opernhauses der Zukunft am Standort Am Wehrhahn/Oststraße werden die Bedarfe unterschiedlicher weiterer Kultureinrichtungen mitgedacht. So könnte beispielsweise die Clara-Schumann-Musikschule Düsseldorf ín die Konzeptionierung integriert werden. Auch wird geprüft, ob gegebenenfalls der Fundus der Oper vollständig am Wehrhahn realisiert werden kann. Auf diese Weise würde ein teurer Neubau eines Hochregallagers in Duisburg hinfällig.

„Wir setzen hier einen städtebaulichen Impuls zur Aufwertung des östlichen Endes der Schadowstraße und lösen gleichzeitig das Problem der Entwicklung eines Areals in Bestlage mitten in der Immobilienkrise“, so Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller.

Trotz des Standortwechsels bleibt das Projekt Opernhaus der Zukunft im Zeitplan. Spätestens in zehn Jahren soll der Neubau fertig sein. Das Auslobungsverfahren für den neuen Standort Am Wehrhahn/Oststraße soll vorbehaltlich der Zustimmung des Rates am kommenden Donnerstag noch in diesem Jahr starten.

Ersatzspielstätte sollte für 75 Millionen Euro auf dem Messegelände entstehen

Der Funktionsbau auf dem Messegelände am Osteingang sollte als temporäres Zuhause der Oper dienen. Die Wahl des Standorts punktete mit guter Verkehrsanbindung und vorhandenen Parkhäusern.

Doch der Preis hatte es in sich: Rund 75 Millionen Euro veranschlagte die Stadt für die Übergangsspielstätte. Ursprünglich war von bis zu 100 Millionen Euro die Rede, was heftige Kritik von SPD und FDP hervorrief. Gute Nachrichten: Diese Interimsspielstätte ist aufgrund des neuen Standorts am Wehrhahn nun nicht mehr nötig, wie in einer Pressekonferenz am Montag, 24. Juni 2024, bekannt wurde.

Düsseldorfer Karneval sah Chance im Provisorium

Das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) sah die Übergangsspielstätte als Chance für den Brauchtum. Lothar Hörning, neuer Präsident des Comitee Düsseldorfer Carneval (CC), konnte sich vorstellen, dass das CC diese nach den fünf Jahren ganz oder in Teilen übernehmen und sie mit einer eigenen Betreibergesellschaft vermarkten hätte können.

„Wir Karnevalisten sind bereit, uns bereits in einem sehr frühen Stadium in die Überlegungen einzubringen“, sagte CC-Vizepräsident Stefan Kleinehr. „Düsseldorf kann eine Halle für ca. 2000 Besucher gut gebrauchen. Der Bedarf auch außerhalb der Session ist da“, hieß es in einer Mitteilung des CC.

Hohe Kosten und Bürgerzweifel warfen Schatten auf das Projekt

Aber auch in der Düsseldorfer Bevölkerung gab es Vorbehalte gegen den Opernneubau. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Linken-Ratsfraktion Ende April lehnten mehr als zwei Drittel der Menschen im Regierungsbezirk Düsseldorf einen Neubau des Opernhauses ab. Die Linke forderte daher einen Bürgerentscheid über das Projekt am Tag der Kommunal- und Bundestagswahlen 2025.

Wettbewerb „Opernhaus der Zukunft“

Für den Wettbewerb zum Opernhaus der Zukunft wurden im Frühjahr 2023 aus 40 Vorschlägen sieben Gewinner gekürt. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration, und Dipl.-Ing. Heiner Farwick, Vorsitzender des Preisgerichts, zeichneten die Sieger aus. Wir zeigen euch alle Gewinnervorschläge:

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mit Material der dpa