Unterwegs auf dem Düsseldorfer Carlsplatz: „Hier kommt nur rein, was lecker ist“
Südlich der Altstadt, umringt von Straßenlärm und bummelnden Fußgängern, liegt das kulinarische Herz Düsseldorfs: der Carlsplatz. Auf circa 7000 Quadratmetern und an 60 Ständen werden Genussmenschen aller Vorlieben und Vorzüge fündig. Unter dem Wellblechdach des ältesten noch betriebenen Marktplatzes der Rheinmetropole gibt es von französischem Käse über argentinisches Steak bis hin zu Fisch in Sushi-Qualität alles, was man sich nur wünschen kann. Und was wäre ein buntes Markttreiben erst ohne echte Charakterköpfe und eine gute Gastronomie? Genau deshalb hat Tonight News dem Carlsplatz einen Besuch abgestattet.
Es ist kurz nach 11 Uhr an einem sonnigen Juni-Tag. Das Frühstücksgeschäft ist so gut wie durch, bis zur Mittagspause in den umliegenden Bürobauten ist es noch etwas hin – genau die richtige Zeit, um André Schlösser in einer ruhigen Minute zu erwischen. Der Gastronom betreibt seit Dezember 2022 an der Westseite des Carlsplatz das Restaurant Loft.
Viel Glas, viele Naturmaterialien, ein Auge für historische Accessoires und eine große, einladende Außenterrasse prägen den Eindruck des Ladens. Viele Stücke im Innenbereich des Loft, etwa die zeitgenössischen Rahmen, in denen sich alte Fotografien des Carlsplatz finden, kommen dabei aus dem Bestand von Markus Wildhagen, der als Händler in der ZDF-Trödelsendung „Bares für Rares“ Berühmtheit erlangte.
Inhalt
Carlsplatz in Düsseldorf: Marktrestaurant Loft bietet Speisen für vielfältige Kundschaft
Die Speisekarte ist klassisch-deutsch gehalten, mit ein paar Eingeständnissen an die internationale Kundschaft. All das seien bewusste Entscheidungen, erklärt uns André: „Wo kriegt man in Düsseldorf noch ein anständiges Frühstück mit frischen Brötchen und Aufschnitt? Wo kann man in der Stadt noch für unter 20 Euro gute Hausmannskost genießen, ohne dabei auf eines unserer tollen Brauhäuser zurückgreifen zu müssen? Diese Art von Gastronomie, wie wir sie hier im Loft betreiben, hat der Stadt ganz eindeutig gefehlt.“
Und der Zuspruch gibt ihm recht – auch weil André bei seinem Konzept die Essgewohnheiten seiner Kundschaft mitberücksichtigt hat. So gibt es eine offene Selbstbedienungstheke, an der Angestellte und Kurzangebundene ihr Mittagessen zum Mitnehmen erhalten. Der Verkaufsrenner? „Unser Gemüsecurry mit Reis. Das gibt es für unter 10 Euro. Das ist besonders bei vielen Angestellten beliebt, die keine Zeit haben, zuhause vorzukochen, und in ihrem Betrieb auf keine Kantine zurückgreifen können.“
Wir entscheiden uns für die selbstgemachten Fischstäbchen mit Kartoffelstampf und Gurkensalat sowie einem Ziegenkäsesalat. Bei beiden Gerichten schmeckt man die Frische der Produkte heraus, die das Loft ausmachen, denn: So gut wie alle Zutaten, die im Marktrestaurant verkocht werden, stammen auch direkt vom Carlsplatz.
Carlsplatz in Düsseldorf: Frisch gepresster Früchte-Boost im Saftladen
Nach der kräftigen Stärkung benötigt es erst einmal eine Erfrischung. Für die sorgt auf dem Carlsplatz der Saftladen. Hier gibt es genau das, was der Name verspricht: dutzende frischgepresste Fruchtsäfte. Die Auslagen vor und hinter der Theke quillen dabei nur so über vor frischem Obst, die Frage, wie viel Kilo hier pro Tag durch die Presse und den Mixer gejagt werden, wird uns mit einem lauten Lacher und einem Schulterzucker beantwortet: „Weiß ich nicht. Sehr viel.“ Mit 5,50 Euro schlagen zwei Säfte je 0,3 Liter auch überraschend gering aufs Budget – das Geschmackserlebnis dafür ist unbezahlbar.
Wer zur Kaffeepause ein süßes Teilchen benötigt, muss den Carlsplatz ebenfalls nicht verlassen. Mit Pure Pastry findet sich auf dem städtischen Marktplatz eine Patisserie der Extraklasse. Der Laden mit eigener Backstube in Heerdt setzt auf lokale Lieferanten und französische Kunstfertigkeit.
Der Instagram-Account von Pure Pastry ist mit knapp 12.000 Followern nicht ohne Grund so erfolgreich, denn die Pralinen und Törtchen der Backstube gleichen kleinen Kunstwerken. Unsere Empfehlung: Das Orange-Mandel-Törtchen, dessen Erscheinung komplett an die namensgebende Frucht erinnert. Geschmacklich erinnert die Süßigkeit jedoch eher an ein extrem hochwertiges Eis am Stiel (ohne Stiel) mit knackiger Schoko-Hülle, cremiger Mousse und einem Orangen-Mandarinen-Kern. Mit 7,50 Euro zwar nicht gerade günstig, aber definitiv ein Highlight, das man sich mal gönnen sollte.
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Carlsplatz in Düsseldorf: Feinkost-Eldorado bei Inka & Mehl
Die vielfältigen Markt-Eindrücke wecken in uns die Lust aufs eigene Kochen. Die passenden, hochwertigen Zutaten hierfür finden sich bei Inka & Mehl. Der gerade einmal 12 Quadratmeter messende Feinkost-Stand ist ein kleines Eldorado für Gourmets und die, die es noch werden wollen. Für die passende Fachberatung sorgt Besitzerin und Namenspatin Inka Olek – eine echte Marktseele.
Früher, sei sie in der Chemieindustrie im Rohstoffhandel tätig gewesen, berichtet Inka. Die Arbeit habe ihr ermöglicht, verschiedene Restaurants und die Sternegastronomie zu erkunden. „Irgendwann habe ich mir gedacht: es wird Zeit, etwas anderes zu machen. Und da bin ich auf eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen zurückgekommen.“ Denn schon in jungen Jahren war Inka begeistert vom Regen Treiben des Carlsplatz und schloss mit sich selbst den Pakt: „Eines Tages werde ich hier arbeiten“. Gesagt, getan.
„Bevor wir uns verquatschen: wollt ihr nicht viel lieber was probieren?“, bremst sich Inka jedoch selbst aus und bittet zur Essigverkostung. Unsere Skepsis entgeht dabei auch Inka nicht. Sie schmunzelt und erklärt, dass Essig vielfältiger ist, als es so manches Supermarktregal vermuten lässt. Ob mit Passionsfrucht-, Yuzu- oder anderen Fruchtaromen – Inka hat für das Verfeinern eines jeden Gerichts den passenden Essig parat. Und selbst der altbackene Apfelessig umgarnt bei ihr fruchtigfrisch statt muffigsauer den Gaumen. „Aromen kann man trainieren“, erklärt Inka, „es geht ums Probieren, um das Sich-drauf-einlassen.“
Dass ihre hochwertigen, aus aller Welt importierten Güter ihren durchaus stolzen Preis haben, ist Inka bewusst. Doch sie erklärt gern ausführlich und transparent, wie dieser oder jener Preis zusammenkommt. Etwa die Rigatoni-Nudel für knapp 17 Euro die Packung. „Da sind sieben Eier auf 100 Gramm Mehl verwendet worden. Das ist ein Schmelz im Mund, den dir keine Supermarktnudel gibt.“ Auch deshalb behauptet sie mit Stolz: „Hier kommt nur rein, was lecker ist.“ Ein Motto, das so auch für den gesamten Carlsplatz stehen kann.