Preisschock am Pizza-Tresen: Düsseldorfer Kult-Gastronom liefert Erklärung
15,20 Euro für eine Pizza Tonno (Thunfisch): Da fällt so manchem Gast bei Pinocchio in der Altstadt (Altestadt 14) die Kinnlade herunter. Hierbei handelt es sich um eine normal große Pizza von rund 26 Zentimetern Durchmesser.
Keine Frage: Die Pizza bei Pinocchio schmeckt ausgezeichnet. Der dünne, knusprige Teig wird mit hochwertigen Zutaten belegt und backt dreieinhalb Minuten im Holzkohleofen. Auf Wunsch wird die Pizza dann noch mit scharfer Sauce und/oder Knoblauchöl garniert.
Doch wie entstehen die happigen Preise von 15,20 Euro für eine doch eher einfach belegte Pizza Tonno oder 15,90 Euro für eine Pizza Caprese (Tomate und Mozzarella) in der urigen Altstadt-Pizzeria?
Düsseldorfer Altstadt: Warum ist die Pizza so teuer geworden?
„Alle Zutaten, die wir einkaufen sind 30 bis 40 Prozent teurer geworden. Käse und Tomaten sind teilweise doppelt so teuer geworden“, erklärt Inhaber Luciano Squizzato (74), der Pinocchio seit 1983 führt.
Die Folgen der Inflation wolle der Altstadt-Wirt, der in Norditalien bei Venedig geboren wurde, aber nur teilweise an seine Gäste weitergeben – genauso wie die erhöhte Mehrwertsteuer, die er seit Januar 2024 zahlen muss. Squizzato: „Ich habe die Pizzen zwei mal um 50 bis 70 Cent erhöht. Das sind aber nicht zwölf Prozent, die ich jetzt draufgepackt habe.“ Seine Preiserhöhungen fangen den Steuereffekt also nur zu einem kleinen Teil ab.
Kölner Brauhaus-Wirte schlagen etwa zwölf Prozent auf ihre Gerichte drauf, um keine Verluste durch die Steuererhöhung zu machen. Allerdings müssen sie sich dann mit dem Problem der Kaufzurückhaltung auseinandersetzen (hier lesen, was ein Schnitzel in Köln jetzt kostet).
Zur Erklärung: Bis Ende 2023 mussten die Gastronomen auf Speisen nur sieben Prozent Mehrwertsteuer zahlen. Diese Regelung wurde während der Corona-Pandemie eingeführt, um die Gastronomen zu entlasten. Vor seiner Wahl zum Bundeskanzler versprach Olaf Scholz (SPD) seinen Wählern öffentlich im Fernsehen, diese Regelung weiter beizubehalten. Jetzt will er davon nichts mehr wissen. Folglich zahlen Wirte nun wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer – also zwölf Prozent mehr – auf Speisen, die im Haus verzehrt werden. Bei To-Go-Gerichten fallen weiterhin sieben Prozent Mehrwertsteuer an.
Squizzato ist enttäuscht von der Regierung, die er als Italiener übrigens nicht wählen durfte: „Die machen uns kaputt! Wenn wir keinen Umsatz machen, kann ich dichtmachen. Dann kriegt auch das Finanzamt nichts mehr von mir.“ Ob die Gäste von seinen neuen Pizza-Preisen abgeschreckt werden, könne er noch nicht einschätzen. Squizzato: „Das muss man ungefähr ein halbes Jahr lang beobachten.“
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Ein weiteres Problem sei auch das Personal: „Wir haben keine guten Leute. Wir müssen mit dem arbeiten, was wir kriegen und die bekommen trotzdem Mindestlohn. Wenn mir wegen der höheren Mehrwertsteuer bald 6000 oder 7000 Euro im Monat fehlen, muss ich zwei Angestellten kündigen. Die rutschen dann in die Arbeitslosigkeit.“
Was den Italiener besonders aufregt: „Hier kommen täglich Tausende Flüchtlinge rein, die arbeiten wollen. Aber per Gesetz dürfen sie nicht arbeiten, weil sie keine Genehmigung bekommen. Stattdessen werden sie mit unserem Steuergeld finanziert. Das ist doch bekloppt.“
Laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) heißt es tatsächlich: „Asylbewerber dürfen, solange sie verpflichtet sind, in einer Aufnahmeeinrichtung zu wohnen, keine Erwerbstätigkeit und damit auch keine Ausbildung aufnehmen. Sofern das Asylverfahren nach neun Monaten nach Asylantragsstellung noch nicht unanfechtbar abgeschlossen ist, ist dem Ausländer die Ausübung einer Beschäftigung zu erlauben.“
Pinocchio in Düsseldorf: Pizza-Chef orakelt über Altstadt-Zukunft
Wegen der angespannten Personal-Situation muss der 74-Jährige selbst jeden Tag ran – außer dienstags. Da haben das Pinocchio und Luciano Squizzato Ruhetag. Wie sieht der Wirt die Zukunft der Altstadt, die doch insbesondere durch Gastronomie erst so lebendig wird? „Das wird sehr hart für uns. Wenn der Gesetzgeber nichts ändert, geht das hier den Bach herunter. Viele werden zumachen müssen.“