Kunstausstellung „Beyond Fame“: Promi-Malen-nach-Zahlen im Düsseldorfer NRW-Forum

Im Düsseldorfer NRW-Forum wird seit August unter dem Titel "Beyond Fame" Kunst von Stars aus Sport, Musik, Film und Politik ausgestellt. Vieles davon ist überraschend gut, manches aber auch einfach nur prominentes Malen nach Zahlen. Wir haben der Ausstellung einen Besuch abgestattet.
Das NRW-Forum in Düsseldorf. Foto: Henning Kaiser/dpa
Das NRW-Forum in Düsseldorf. Foto: Henning Kaiser/dpa

„Jeder Mensch ist ein Künstler“, erklärte Düsseldorfs Kunstikone Joseph Beuys bereits in den 1960er-Jahren. Eine Losung, ohne die es die Ausstellung „Beyond Fame“, die seit August und noch bis Ende Januar 2024 im NRW-Forum gezeigt wird, sicherlich nicht gegeben hätte. Denn wie sonst käme Schauspielerin Meret Becker auf die Idee, einen Reissack in eine Ecke zu werfen und es als Kunstwerk zu bezeichnen?

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„Beyond Fame“ zeigt die Kunst von Stars aus Pop, Politik und Sport – und die kann eben zuweilen verwirrend und heftig inspiriert sein, wie es Beckers an Beuys‘ „Fettecke“ angelehnter Reissack ist.

Harald Glööckler mit Kalkül, Pete Doherty rau und echt

Da wäre als weiteres Beispiel der Designer Harald Glööckler, der sich ohnehin als menschgewordenes Gesamtkunstwerk verstehen. Im Düsseldorfer NRW-Forum zeigt der Modemacher all das, was von ihm kennt: Prunk, Protz, Glitzer. Eine klare Linie in seiner Kunst, die zwischen Pop Art und Pollock changiert, sucht man jedoch vergeblich. Auch der kalkulierte Affront, sich mit seiner Version der biblischen Pieta als Jesusfigur mit Gelnägeln zu stilisieren, bleibt nur eben das: Kalkül, ein Versuch.

Der Künstler Harald Glööckler steht bei der Eröffnung der Ausstellung „Beyond Fame“ im NRW-Forum vor seiner Interpretation der Pieta. Foto: Henning Kaiser/dpa

Ganz anders sieht es da bei Pete Doherty aus. Der oftmals als Skandal-Rocker bezeichnete Musiker und Lyriker spiegelt sein bewegtes, unstetes Leben mit brutaler Offenheit in seiner Kunst wider: da ist viel eigenes Blut, Fixerbesteck und Alufolie in seinen Collagen, Tod und Verfall sind stete Leitmotive. Das ist drastisch, aber eben auch echt.

Echt, aber auch wahnsinnig naiv, sind derweil Anton Hofreiters Naturlandschaften. Besonders Tulpen haben es dem Grünen-Politiker angetan. Er malt sie in allen Farben und Formen, bleibt dabei sehr simplizistisch, wodurch seine Kunst eher wirkt wie Erwachsenen-Malen-nach-Zahlen aus dem Bob-Ross-Katalog.

„Beyond Fame“ ist ein Streifzug durch die Kunststile

Überraschend überzeugend sind unterdessen die Kunstwerke der ehemaligen deutschen Fußballnationalspielerin Josephin Henning und des Popmusikers Tim Bendzko. Erstere stellt in Düsseldorf pastellige Acrylgemälde aus, die ebenso an die Arbeiten der Blauen Reiter wie auch an die des zeitgenössischen US-amerikanischen Künstlers und Ex-Skaters Brian Lotti erinnern.

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Bendzko wiederum, der unter dem Pseudonym Zim Artin veröffentlicht, geht eher die Pfade der Farbfeldmalerei von Mark Rothko und der Grafiken seiner explizit benannten Inspiration M.C. Escher. Seine großflächlichen Acrylarbeiten halten sich dabei an ein recht striktes Farbspektrum zwischen gelblich und schwarz. Manche mögen sich bei diesen klaren Arbeiten an Wartezimmer-Kunst erinnern, doch es ist gerade die Struktur und Haptik, die sie von solchen Kaufhaus-Leinwänden absetzt.

„Beyond Fame“ ist also vor allem ein Streifzug durch verschiedene Kunststile und -Gattungen. Wer sich darauf einlässt, kann sich sogar dabei erwischen, wie er die großen Namen – seien es Wimbledonsieger Michael Stich oder Popstar Bryan Adams, der bereits seit Jahrzehnten als renommierter Fotograf tätig ist – ausblendet.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 21. Januar 2024, der Eintritt kostet 9 Euro, ermäßigt 6 Euro.

Übrigens: Im benachbarten Kunstpalast hat Tonight News der aktuellen Ausstellung ebenso einen Besuch abgestattet. Alle Infos zur Ausstellung „Tod und Teufel“ in Düsseldorf – und was Besucher dort genau erwartet.