„Dat Loch“ von Düsseldorf: So lief das Comeback der Skandal-Keller-Bar nach knapp 30 Jahren

Zwischen 1974 und 1996 galt sie als DER Kulttreff für trinkfreudige und umtriebige Düsseldorfer: die Keller-Bar im Hotel Arosa in Oberkassel. Nach einschlägigen Skandalen beschloss der Hotelier 1996 "dat Loch", wie die Bar von Insidern genannt wurde, zu schließen. Der Ruf des Hotels stand auf der Kippe! Jetzt hat Sohn und Nachwuchs-Hotelier Lenard Paul Sonnenschein (33) dem "Loch" eine zweite Chance gegeben – und will auch beim Remake nicht ganz auf Skandale verzichten...

„Wenn heute Gäste bei uns einchecken, kommentieren die Elternteile manchmal noch: ‚Was? Du gehst in das Puff-Hotel?'“, erzählt Lenard Paul Sonnenschein von seinem Alltag im Hotel Arosa im Düsseldorfer Nobel-Stadtteil Oberkassel. Was sich einst in der Hotel-Bar im Keller abspielte, bleibt unvergessen: „Bar-Dame Ilona war eine Ikone hier in Oberkassel. Manche Gäste waren verknallt in sie, andere hatten eine Affäre mit ihr. Dass sie es so faustdick hinter den Ohren hatte, sah man ihr nicht an. Sie war knapp über 1,50 Meter groß“, erinnert sich der Hotel-Direktor, der zu den florierenden Zeiten der Bar gerade einmal im Grundschulalter war.

Obszönes aus der Altstadt: Diese Speisekarte ist nicht jugendfrei!

So lief der Eröffnungsabend im „Dat Loch“

Am Freitagabend (6. September) war es soweit: Die kultige Keller-Bar startet in ihr zweites Leben. Lenard Paul Sonnenschein erzählt uns einige Tage danach: „Die Bar war voll vor Energie, erfüllt von kleinen und großen Gruppen, die den Abend in geselliger Runde genossen.“ Das Opening muss sich wohl auch unter den Hotelgästen rumgesprochen haben: „Einige versuchten sich runter zu schleichen. Natürlich standen sie dann vor verschlossener Tür.“ Da diese allerdings keinen Zugangscode erhalten haben, mussten diese leider wieder verwiesen werden. „Es kam aber sofort Verständnis auf, dass die Bar nur limitiert zugänglich ist bzw. nur für Gäste mit einem zugesendeten Code.“

Ein Gast stach dabei besonders hervor: „Nur 200 Meter von der Bar entfernt wohnend, buchte er kurzerhand ein Zimmer im Hotel Arosa, nur um an der Eröffnung teilzunehmen. Nach dem Abend überließ er uns sogar den Zimmerschlüssel und war bereits am nächsten Abend wieder zur Stelle.“ Auch viele Kellner-Kollegen aus den umliegenden Restaurants ließen sich das Spektakel nicht entgehen.

Über eine Beobachtung freut sich der Betreiber besonders: „In unserer Keller-Bar scheint die Zeit stillzustehen. Egal ob Sturm oder Sonnenschein – hier vergisst man alle Alltagssorgen. Besonders wenn man die Treppe hinuntergeht, fühlt man sich in eine andere Welt versetzt“, so der Mann mit dem Familiennamen eines Sterns. Handys habe er an diesem Abend kaum gesehen, denn Empfang und W-Lan gibt es hier unten nicht. „Nur für unser Kassensystem“, witzelt er. Aber sowieso: „Die beste Zeit hat man ohne Handy.“

Der Abend endete erst kurz vor drei Uhr morgens – ein entspannter Ausklang einer aufregenden Wiedereröffnung und der Anfang einer neuen Ära.

Kultige Keller-Bar im Hotel Arosa: Diese Skandale bleiben unvergessen

Sonnenschein heute: „Ich kenne die Storys ja alle nur aus Erzählungen, aber man wusste hier in Düsseldorf, was sich dort abspielt. Nur wusste man manchmal nicht ganz genau, wer sich dort alles herumtreibt.“ Eines Tages kam eine Tochter herein und sah ihren Vater in einer verfänglichen Situation. „Der Mann war eigentlich längst vermittelt“, erinnert sich Sonnenschein an die „Sage“. Die Anfang 20-jährige Tochter fragte dann nur: „Papa, was machst DU denn hier?“

Auch ein Zeitgefühl hatte man in der 22 Quadratmeter kleinen Keller-Bar ohne Fenster und ohne viel Licht nicht. „Die Gäste blieben Tag und Nacht, taumelten morgens manchmal hoch zur Toilette, wenn Hotelgäste schon am frühstücken waren, gingen dann zum WC, um dann wieder unten zu versacken. Es gab kein Halten mehr“, so Sonnenschein über die Zeit zwischen 1974 und 1996, als die Keller-Bar im Arosa Hotel geöffnet hatte und in Düsseldorf als absoluter Kult-Treff für Freunde der „flüssigen Kultur“ galt. „‚Wenn nirgends mehr etwas ging, ging im Loch immer noch etwas‘, erzählen die älteren Herrschaften aus der Oberkasseler Nachbarschaft, wenn sie hören, dass ich das Hotel Arosa leite“, so Sonnenschein im Gespräch mit Düsseldorf Tonight, das noch vor der Eröffnung stattfand.

Kennt ihr sie alle? Die 9 besten Weinbars in Düsseldorf

Ruf des Hotels gefährdet durch Bar-Skandale

Doch das Kerngeschäft des Familienoberhauptes Robert Sonnenschein, der das Hotel 1995 übernommen hatte, lag auf der Vermietung der 32 Zimmer. „1996 kam mein Vater hier herunter und hat gesehen, dass hier mehr passierte als in einer gewöhnlichen Hotel-Bar“, erinnert sich der heute 33-jährige Sohn.

Konkret sollen Gäste Sex auf einem Barhocker gehabt haben. „Das war der Moment, als mein Vater beschlossen hatte, Schluss mit dem ‚Loch‘ zu machen. Theoretisch hätten Hotelgäste das alles mitbekommen können, wenn sie die Bar betreten hätten.“ Bei dem ausschweifenden Verhalten handelte es sich meist nicht um Hotelgäste, sondern um Bar-Besucher aus der Nachbarschaft. Um den Ruf des Hotels zu schützen, wurde „dat Loch“ 1996 geschlossen – bis jetzt!

Gastro-Tipp: Das erwartet euch im HôtelHôtel in der Düsseldorfer Altstadt

„Dat Loch“ feiert Comeback: Fabian Hess gestaltet Cocktail-Karte mit

Denn Lenard Paul Sonnenschein nutzte die Bar zuletzt immer öfter für private Treffen mit Freunden aus der Düsseldorfer Gastro-Szene – darunter Spirituosen-Fachmann Fabian Hess („Spirit Bomb“) und Chefkoch Sam Keshvari. „Wir haben uns eine Zeit lang gerne auf Parkbänken getroffen und etwas getrunken. Dann haben wir diese Treffen immer öfter in die Keller-Bar verlagert und haben schließlich überlegt, was man mit diesem Raum machen kann.“

Die Idee: Alles bleibt wie es war. Der Vereinsheim-Charme aus dunklen Holzmöbeln, altmodischen Lampenschirmen und roten Sitzpolstern bleibt. Lediglich eine florale Tapete ist an der einen oder anderen Stelle dazugekommen – und eine Klimaanlage sowie neue Kühlschränke, die aber nicht zu sehen sein werden.

Ganz ohne Skandale soll „dat Loch“ auch in seiner Zukunft nicht auskommen. „Ich wünsche mir, dass es hier hemmungslos zugeht. Dass die Gäste mal die Außenwelt vergessen und einfach locker sind“, so Sonnenschein.

Auch die Getränkekarte soll an Skandale aus der Zeit der alten Keller-Bar erinnern. „Die Cocktailkarte, die ich mit Fabian Hess erarbeitet habe, ist angelehnt an Schlagzeilen der 70er, 80er und 90er Jahre“, erklärt der Gastronom.

News aus Friedrichstadt: Diese Kultbar schließt nach 17 Jahren!

Spielbanken-Spritz soll an CDU-Skandal erinnern

So könnt ihr hier seit dem 6. September etwa einen Margerita Honnecka oder einen Amoco Cadiz bestellen. Bei Letzterem handelt es sich um einen Öltanker-Unfall in den 70er Jahren. „Der Cocktail wird mit Kaffee- und Lakritzlikör gemixt“, erklärt Sonnenschein. Außerdem zu finden sein ist ein Rote Flora Negroni, ein Drink der an eine linke Bewegung in Hamburg angelehnt ist. Der Spielbanken-Spritz erinnert an die Spielbanken-Affäre von 1988, als ein CDU-Politiker unter Verdacht stand, an Kasinos mitzuverdienen. Darin enthalten: Zitrone, Himbeere, Schaumwein.

Betreiber Lenard Paul Sonnenschein lebt den Retro-Charme auf ganzer Linie und verzichtet auch auf Social-Media-Marketing für die Hotel-Bar. Seine Werbetrommel rührt er noch wie im letzten Jahrhundert: „Ich gebe den Kellnern aus den Restaurants meines Vertrauens Chips und diese können sie dann an besonders nette Gäste weitergeben.“ Auf den Chips finden die Gäste dann nicht nur die Adresse des Hotel Arosa, sondern auch einen QR-Code mit einer aktuellen Platzwahl. Sonnenschein: „Da sieht man dann, ob bei uns gerade ein Platz frei ist und kann sich auf die Warteliste setzen lassen. Dann bekommt man eine SMS, sobald etwas frei ist.“

In der kleinen, schummrigen Hotel-Bar gibt es derzeit nur 17 Stühle. Ein paar Stehtische sollen aber noch in Form von Brettern an der verspiegelten Wand folgen.

Passend dazu: Schwan wird zu Caspars: Düsseldorfer Kunstakademiker eröffnet neues Gastro-Konzept

Keller-Bar im Hotel Arosa verzichtet auf Altbier

Für viele sicherlich gewöhnungsbedürftig: Es wird kein Altbier ausgeschenkt, sondern nur das italienische Flaschenbier Peroni. Auch eine Weinkarte ist nicht geplant. Es wird lediglich ein österreichischer Wein angeboten. Die Bar spezialisiert sich auf die extravaganten und bunten Cocktail-Kreationen. Sonnenschein: „Wir bleiben süffig und bieten deswegen auch etwas zu essen als Grundlage an.“ Der Halb-Österreicher bietet die typisch tirolischen „Jausen-Brettl“ an. Dabei handelt es sich um Platten mit Wurst- und Käse, eingelegten Pfeffergurken vom regionalen Bauern und das „Jakobi Nr. 1“-Brot von Lukas Jakobi.

Für die Zubereitung dieser Trinkbegleitungen hat er keinen Geringeren als Sternekoch Lukas Jakobi (Zwanzig23) engagiert. „Lukas stellt die Jausen-Brettl zusammen, wir holen sie dann bei ihm im Restaurant ab und bieten sie bei uns in der Bar an“, so der Hotelier.

Keller-Bar im Hotel Arosa: So sind die Preise

Preislich bewegt sich die Keller-Bar im Hotel Arosa mit seinen extravaganten Spirituosen und teils hausgemachten Bränden im mittleren Segment. Longdrinks und Cocktails gibt es zwischen 9 und 17 Euro. Eine Flasche Peroni (0,33 Liter) wird für 4 Euro angeboten. Wein (steierischer Weißwein bzw. portugiesischer Rosé) kosten 8,50 bzw. 9 Euro, gespritzt 5 Euro. Das Jausen-Brettl für Zwei gibt es für 45 Euro. „Tafelwasser gibt es bei uns kostenlos dazu“, so der Gastronom.

Keller-Bar im Hotel Arosa auf einen Blick

  • Eröffnungstermin: 6. September 2024
  • Adresse: Sonderburgstraße 48, 40545 Düsseldorf
  • Anfahrt mit der Rheinbahn: Belsenplatz
  • Öffnungszeiten der Bar: mittwochs und donnerstags von 19 bis 1 Uhr, freitags und samstags von 20 bis 2 Uhr

Auch spannend: Loco Chicken oder KFC? Wir haben den Taste-Test gemacht!